Kunstforum International /
Frederic Anderson ist ein luxemburgischer Maler, dessen Arbeiten sich am besten als „Minimal-Expressionism“ beschreiben lassen. Sie sind konsequent, radikal, und doch sensibel. Seine abstrakten Bilder zeugen von gesprühten Spuren, von Strichen, Hieben und Linien im schwebenden, leeren Raum. Sie scheinen reduziert, fast konzeptuell, aber verraten auch Energien und Impulsströme. Anderson lebt in London und wird von Van de Weghe vertreten. Im Gespräch verrät er warum die Bildtitel eigentlich nichts mit den dazugehörigen Bildern zu tun haben, wie Musik seine abstrakte Sprache beeinflusst und dass in der abstrakten Malerei die Suche nach „Bedeutung“ vielleicht gar nicht das Wichtigste ist.

LK Du hast einen Zeichenkurs besucht und einmal das Zeichenlernen als „ein unbezahlbares Geschenk und ein unlösbares Problem“ zugleich bezeichnet. Kannst du das näher erklären? Vor allem das unlösbare Problem?
FA Ich habe in diesem Kurs so viel gelernt, dass es schwierig ist, eine Grenze zu ziehen und zu definieren – auch weil es sich in vielerlei Hinsicht so anfühlt, als wäre ich immer noch dabei, das Gelernte ständig neu zu bewerten, zu testen und neu zu definieren. Ein Aspekt der „unbezahlbaren Gabe“, auf den ich mich in meiner aktuellen Arbeit stark stütze, ist die Fähigkeit, fertige Zeichnungen kritisch zu vergleichen und zu bewerten – das gilt für figurative und abstrakte Zeichnungen gleichermaßen.
Je tiefer man in die Mechanik des Zeichnens aus der Beobachtung eindringt, desto geheim nisvoller, schöner, flüchtiger und verwirrender wird alles.
Was das unlösbare Problem anbelangt, so hat Alberto Giacometti es sehr deutlich formuliert: „Je mehr ich arbeite, desto mehr sehe ich die Dinge anders, das heißt, alles wird von Tag zu Tag größer, immer unbekannter, immer schöner. Je näher ich komme, desto großartiger ist es, desto ferner ist es.“
Meine Erfahrung mit dem Zeichnen war sehr ähnlich: Je tiefer man in die Mechanik des Zeichnens aus der Beobachtung eindringt, desto geheimnisvoller, schöner, flüchtiger und verwirrender wird alles. Mit zunehmender Übung hat man das Gefühl, dass das, was man zu erreichen versucht, sich immer weiter von einem entfernt und vielleicht nie möglich gewesen wäre.
Wenn ich buddhistische Texte über die Leere oder Schriften des spekulativen Realismus über die inhärent „zurückgezogene“ Natur der Dinge in der Welt lese, denke ich oft: Ha! Das beschreibt die Erfahrung des Zeichnenlernens!
Das ganze Gespräch hier: https://www.kunstforum.de/artikel/frederic-anderson/
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.