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Titel: „Die Autonomie ist die größte Stärke der abstrakten Malerei“
Auszug:
Frank Bowling ist während dieses Interviews 91 Jahre alt und bereitet seine neue Einzelausstellung in Paris bei Hauser & Wirth vor. Sein Kunstschaffen ist ungebremst, sein bisheriges Lebenswerk beeindruckend. Er zählt zu den bekanntesten Vertreter*innen des abstrakten Expressionismus und der Britischen Schule. Bowling lebt und arbeitet in den Kunstmetropolen New York und London und bleibt bis heute einer der wichtigsten Akteur*innen der Abstraktion. Mit ihm sprach ich über die verschiedenen kulturellen Zeiten, die er durchlebte und in denen er die Malerei niemals aufgab, auch wenn sie von vielen Kritiker*innen immer wieder für tot erklärt wurde. Er berichtet von den Treffen mit Clement Greenberg und über das Treiben in New Yorker Bars. Deutlich wird, wie die Auseinandersetzung, auch auf eine spielerische Art, mit Farben und Collagen für Bowling immer an wichtiger Stelle stand. Auch in seinem hohen Alter wird er angetrieben durch das Experimentieren, durch die sinnliche Lust an der Farbe und der Materie.
LK In den 1960er-, 1970er- und sogar noch in den 1980er-Jahren wurde die Malerei regelmäßig für tot erklärt. Man erwartete nichts mehr von ihr, sie sollte überwunden werden. Konzeptkunst und Installationen hingegen waren angesagt. Politische Kunst war das Gebot der Stunde. Waren Sie von dieser Kritik an der Malerei direkt betroffen? Hat man versucht, Ihnen das Malen auszureden, oder hatten Sie selbst Zweifel?
FB In den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren war ich in New York und es wurde viel darüber geredet, dass die Malerei tot sei und sich alles nur noch um Objekte und dergleichen drehe. Das war keine bequeme Situation für mich, da ich den Minimalismus und den Rest für Sackgassen hielt, zumindest was meine eigene Praxis anging. Ich lebte und arbeitete in einem Loft am 535 Broadway in SoHo und Clement Greenberg war viel unterwegs, besuchte Ateliers, darunter auch meines. Und natürlich gingen wir zusammen zu Ausstellungen und sprachen über Smithson oder Judd zum Beispiel, und ich profitierte sehr davon, mit ihm über Kunst zu sprechen und ihm Briefe über meine Gedanken zu schreiben. Aber ich machte immer mein eigenes Ding. Clem war Zeuge davon, wir sprachen darüber, was ich tat – ich dachte nie, dass die Malerei tot sei – und er war sehr einflussreich, ermutigte mich, so zu denken, wie ich dachte, und seine Ermutigung half mir, alle Zweifel zu beseitigen, die ich hinsichtlich der Richtung meiner Arbeit hatte.
ganzes Interview: https://www.kunstforum.de/artikel/frank-bowling/