art das Kunstmagazin / Starter: Jadé Fadojutimi
Seit einigen Jahrzehnten ist die figürliche Malerei zurückgekehrt. Nach der großen Popularität des US-amerikanischen abstrakten Expressionismus und der geometrischen Farbfeldmalerei charakterisieren die figürliche Narration und der wesenhafte Körper wieder die zeitgenössische Malerei. Umso mutiger, dass die 26 Jahre alte Jadé Fadojutimi die konträre Position wählte.
Nach einem Studienaufenthalt in Japan entwickelten sich ihre Linien und Formen noch wilder, noch expressiver. Japan war für sie ein Ort der Einsamkeit und der Selbstbefragung, ein Ort, der zwangsläufig zu der Frage führte, was sie als Malerin will und wie sie als Künstlerin authentisch bleiben kann. Zunächst zog sie sich zurück, schaute eine Animi-Serie nach der anderen und hörte die zugehörigen Soundtracks. In der Melancholie wurde schließlich ein neues Zeichenkonvolut geboren. Diese Zeichnungen, die sie bis heute anfertigt, dienen ihr nicht als Entwurf für größere Bilder, sondern als gedankliche Notizen und Fragmente.
Was ihre abstrakte Malerei schließlich ausmacht und ihr einen auffallenden Wiedererkennungswert verleiht ist das Organische. Die gestischen, oft runden Linien und Formen greifen ineinander und scheinen gewachsen zu sein, mal sich schiebend und verdrängend, mal sich gemeinsam entfaltend. Assoziiert werden können schwebende Pflanzenreiche, architektonischer Flora-Science-Fiction, aber auch die innere Anatomie von Lebewesen. Das Organische meint vor allem, dass die Komposition in sich schlüssig ist, dass jede Farbe und Gestik die Gesamtdynamik vital unterstützt.
Ihr Stil zeichnet sich durch den schnellen Wechsel von Auftragen und Wegnehmen, von Semitransparent und Deckend, von Grob und Filigran aus. Einige Linien entstanden durch das Abtragen von noch feuchter Farbe mit dem Spachtel, andere Stellen sind von vornherein wässrig gemalt. Beide Techniken ermöglichen das Durchschimmern der hellen Leinwandgrundierung und sorgen somit für die aufflackernden Lichtquellen im Bild. Fadojutimis organische, dennoch leichte Welten zeigen wie abstrakte Malerei wieder ganz und gar zeitgenössisch wird.
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