Kunstzeitung // Artikel
zum ganzen Text hier: http://lindinger-schmid.de/wp-content/uploads/2021/07/KUNSTZEITUNG-2021_06_07.pdf
Einleitung:
„Online Viewing Rooms waren in den letzten Monaten
oft die einzige Alternative,
ganz nach dem Motto: „Besser, überhaupt etwas zu sehen als gar nichts“.
Doch vorschnelle Dankbarkeit ist
kein guter Ratgeber. OVRs, als virtuelle Rundgänge, hier exemplarisch
als Screenshots von Präsentationen
von Yael Bartana (Capitain Petzel),
Mary Heilmann (Hauser & Wirth)
und Kiki Smith (Galerie Lelong) ins
Bild gerückt, reproduzieren nicht die
Wirklichkeit, sondern schaffen neue
Bilderwelten. Das sollte nicht übersehen werden.
Für den Galeristen Judy Lybke ist
der OVR ein Medium, das die Kunstwerke und den Raum entfremdet, während JPGs, im Gegenteil, versuchen,
ein Werk möglichst originalgetreu
wiederzugeben. Die Entfremdung,
oder vielmehr die Abstraktion, wie er
es präzisiert, bestehe einmal in dem
ruckeligen, videospielartigen Als-Ob-Raum, der Bewegungen, Perspektiven
und Wahrnehmungen zum Schein simuliert. Man merke, wie anders alles
sei, und dieser Eindruck würde sich
auch auf die Kunstwerke übertragen.
Daher verzichtet er in seiner Galerie
Eigen+Art darauf.
Im OVR kaufe man vielmehr eine
Wundertüte, erklärt die Sammlerin
Carolin Scharpff-Striebich. Man könne sich nie ganz sicher sein, wie das
Werk wirklich aussieht und beschaffen
ist. Bei Malerei sei es am schwierigsten,
da fehlten die Tiefe und die verschiedenen Lichtverhältnisse, die in echt
dadurch entstehen, dass jede Farbe unterschiedlich viel Licht schluckt oder
wiedergibt. In der OVR-Ästhetik seien
hingegen alle Bildpartien gleich. Aber
auch eine Fotografie löse das Problem
nicht gänzlich. Absolute Sicherheit bietet nur das echte Erlebnis der Malerei. (…)“