Spielzimmer White Cube

Kunstforum International, Artikel über Charlemagne Palestine, Shoplifter, Richard Jackson, Okka-Esther Hungerbühler, Laurent Perbos

Ob es sich nun um ein Zimmer für Kinder, Erwachsene, kindliche Erwachsene oder für nicht-irdische Phantasiewesen handelt: Die Künstler kreieren einen Ort, eine Spielstätte mit dichten Narrativen oder mit in die Tat umgesetzten Phantasien von Spiel- und Märchenorten. Diese Räume und Bereiche gleichen einem Schutzgebiet für die Phantasie, für die Spielobjekte und für die Ansässigen, die sich dort austoben wollen. Intime Kinderspiele wie das Hantieren mit dem eigenen Kot, kommen ebenfalls in Frage, hier bei der Position von Richard Jackson.

Der Kunst-Ort, oder vielmehr der White-Cube transformiert sich nicht nur zum Spiel- und Märchenzimmer, er bringt bereits in seinem Wesen perfekte Voraussetzungen dafür mit: Von der Nützlichkeit des Alltags abgetrennt, stellt er in seiner aufgeladenen Aura bereits eine surreale Ausnahme dar, eben nach dem Spiel-Prinzip ‚Alles ist erlaubt, alles ist möglich‘. Ähnlich wie ein Kindergeburtstag, ein Tag voller Ausnahmen und eigener Regeln, perfekt zum Spielen, zum Erfi nden, zum Phantasieren. Ein Urbild aus der Populärkultur ist Kevin allein zu Haus. So befreit wie er seinen ‚Battle-Plan‘ aufstellt, sich den Ort spielerisch aneignet, besetzt und neu defi niert, gleichen seine Perspektive und sein formender Ansatz stark einer künstlerischen Herangehensweise. Der White-Cube impliziert die Spieleinladung, vielleicht gerade, weil das autoritäre, intellektuelle, ökonomische „White“ viele Künstler wieder zum Kind macht, so als ständen sie in einem erwachsenen, fremden Wohnzimmer, an dessen Ernsthaftigkeit sie sich nicht anpassen wollen. Stattdessen wird das Kinderzimmer erinnert und endlich das gemacht, was sie nicht als Kind, aber als erwachsener Künstler umsetzen können. Auch wenn dies dann wiederum ernsthaft geschieht.

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