Verlag De Gruyter // Herausgegeben von Ernst Strouhal /
Auszug aus meinem Essay „Von der Kaugummiblase zum Büro: Die Materialität der Aufgabenstellung“:
…“Über Material und Körperlichkeit ist schon viel geschrieben worden. Beide waren vorherrschende Themen in der Bildhauereigeschichte des 20. Jahrhunderts und veranlassten Künstler*innen zu verspielten, zu poppigen, zu schmerzvollen, zu kritischen, zu konzeptuellen, zu minimalistischen und zu spektakulären Umgangsweisen. ‚Material‘ zählt zu den Hauptverhandlungsthemen der Nachkriegszeit und der Postmoderne, ‚Körperlichkeit‘ ganz genauso. Im 20. Jahrhundert wurden viele Fesseln gelöst, Traditionen gebrochen, und man trumpfte immer wieder mit neuen Erfindungen und Innovationen auf. Die Zeit war reif, und zwar in jedem Jahrzehnt von Neuem. Doch das bedeutet nicht, dass Auseinandersetzungen mit Material und Körperlichkeit ausgereizt sind. Denn tatsächlich sind diese zwei Elemente keine Themen, keine Topoi und keine Phänomene, sondern grundsätzliche Bestandteile der Bildhauerei, der Malerei, der Installationskunst. Und als solche Grundelemente sind ihre Befragung und das Spiel mit ihnen zeitlos. In meiner Auseinandersetzung mit Liddy Scheffknechts Arbeiten werden das Material und die Körperlichkeit immer wieder neu befragt. Jedoch werden diese Bestandteile nah am Werk verhandelt und nicht auf einer übergeordneten Metaebene. Dies ist mein Ansatz einer praktischen, das heißt „nahen“ Kunstwissenschaft, die sich nicht zu stark vom Werk loslösen möchte. Als ich Liddy Scheffknechts Arbeiten kennenlernte, gab es ein Überraschungsmoment für mich. Die Ansammlung an kleinen, bunten Kaugummiblasen faszinierte mich….“
mehr Infos: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110769562/html