Ausstellungstext /
Sophie von Hellermann zeigt eine leichte, wässrige Malerei. Der Fluss aus Farben und Verläufen schwemmen Meere und Boote an. Spielerisch schwebend wirken auch die Tapetenbahnen, die Strudel aus Blumen, Vögel und Figuren. Hellermanns Welt scheint auf den ersten Blick sachte zu schwingen, ein bisschen feminin, ein bisschen verliebt. Wie durch eine rosa rote Brille gemalt. Doch das ist nur die erste Ebene, der erste Lockruf. Dahinter stehen ernstere Geschichten, die in unserer Zeit ihre Reflektion finden.
Das was romantisch aussieht, die kleinen Boote mit Ankömmlingen, hinter der Sonne, unter den Möwen, vor Buchten und neuem Land, ist in Wirklichkeit eine Anspielung auf den Kolonialismus. War es in der europäischen Vorstellung ein historisch siegreiches Unterfangen, wissen wir heute um diese eingeschränkte, verheerende Sicht. Sophie von Hellermann setzt sich mit dem Postkolonialismus auseinander, indem sie die einstigen, romantischen Vorstellungen übertreibt. In Singapore waren es die Engländer, der Ort für sie ein roter Punkt. Auch der Roman „How We Disappeared“ von Jing-Jing Lee über Singapore im Jahre 1942, als japanische Truppen eindrangen und ein Dorf plünderten, inspirierte sie. Darin tauchen die Geschichten von Frauen auf, die in Militärbordellen sexuelle Sklaverei durchleben mussten. Hellermanns Arbeiten sind jedoch keine Illustrationen dieser Biografien, und auch keine historischen Gemälde. Mit viel Wasser, Pigmenten und etwas Bindemittel findet sie eine Bildsprache, die bewusst wage bleibt. Nebelhafte Szenarien entstehen, lose gemalte Figuren, Tiere, Gegenstände und Orte lassen Spielraum für kulturelle und historische Interpretationen. Eine Figur steht somit nicht für eine individuelle Person, sondern für viele. Die malerische Reduzierung von Details und Realismus eröffnet gleichzeitig eine größere imaginäre Fülle.
Auf den vertikalen Tapetenbahnen wird der Raum gänzlich fallen gelassen. In der Schwebe und im kreisenden Fluss verfangen sich Löwen und Orchideen, Blumen wandeln sich in Tanzende, umgeben von Singapores Gärten. Man kennt es – das Starren auf Tapeten und die Muster die sich dabei verändern, je länger, umso psychedelischer kann die Transformation durch das unbewegliche Auge werden. Sophie von Hellermanns Arbeiten sind dafür prädestiniert die Phantasie des Betrachters anzuregen. Sie versprühen Leichtigkeit, verlieren aber niemals ihren ernsthaften Kern.