art das Kunstmagazin // Starter /
„Seine Gemälde stellt David von Bahr meistens an einem Tag fertig. Sein Malereiprozess habe etwas manisches, würde er ihn unterbrechen um beispielsweise am nächsten Morgen weiterzumachen, ginge die ganze Energie verloren. Deshalb könne er dann sowieso nicht schlafen, erzählt er. „Energie“ bedeutet in diesem Fall eine gestische Dynamik aus einer bestimmten, situativen Bewegungseinheit. Dafür malt der Künstler auch mit Wischmopps und Sprühdosen. Während der Wischmopp eher saftige, tiefe Verwischungen oder leichte Schliere verursachen kann, bleiben die Spuren von Sprühdosen singulär und aufgrund ihrer Deckkraft immer im Vordergrund. Wenn man sie übermalen wolle, müsse er direkt das ganze Bild neu grundieren. Somit stellt die Sprühdose auch stets ein bewusstes Risiko im Arbeitsprozess dar, dessen fehlerhaftes Ergebnis nicht einfach so zu beheben wäre. Dieses Risiko reizt von Bahr besonders. So stark die Bildstruktur in ihrer Gestik expressiv erscheint, umso minimaler ist das Formvokabular, das sich auf palmenähnliche Sterne, Kreise, Striche und kartoffelartige Rundformen beläuft. Ebenfalls reduziert ist seine Farbpalette: Schwarz, Weiß, Rot, Blau. Darin sehen kann man Gewitterwolken, Palmen im nächtlichen Regen oder das räumliche Oben und Unten einer konstruktivistischen Welt. Die Kreise und schiefen Kugeln sind dann malerische Platzhalter für das abstrakte Element eines Motivs. Stark seriell fügt er seine Basics an Farben und Formen immer wieder neu zusammen. Wichtig ist ihm dabei die Präsenz der vorherigen Bilder, die er in seinem Atelier gerne um sich stehen hat. Jede neue Komposition wird aus dem Vergangenen geboren, auch weil er einzelne Leinwände in letzten Arbeitsschritten öfters zusammen führt. Der coole Industriel-Charme seiner Bilder entsteht auch dadurch, dass er die Leinwand als Rohmaterial mitdenkt. Oft wird sie daher nicht flächenfüllend ausgemalt. Die Dynamik der Sprühdosenstriche auf dem hellen Untergrund, der auch an eine weiß verputzte Wand erinnert, und das Herunterlaufen der Sprühfarbe erzählen von der performativen, spontanen Körperarbeit eines tanzenden Künstlers in seinem Atelier.“