Aktionen brauchen Büros

Anlässlich des Fachsymposiums „Das Büro – Zwischen Sweatshop und Künstleratelier“ im Kunsthaus NRW  am 5. April 2019 hielt ich einen Vortrag über die Implementierung von Kunst im besonderen Arbeitskontext des Büros.

Einleitung:

„Auf den ersten Blick ist es keine faire Gegenüberstellung: Die Büro- und die Kunstwelt. Grau steht gegen Bunt. Standard gegen Exotik. Austauschbarkeit gegen Geniekult. Oft wird gefragt: Was können Büroangestellte von Künstlern lernen? Das Klischeebild deutet auf der einen Seite engstirnige Bürokratie und sogar Depressionen, auf der anderen Seite Selbstverwirklichung und Vitalität. So ist es mittlerweile gängige Praxis, dass Unternehmen Künstler zu sich einladen, damit diese neue Impulse in Sachen Kreativität, Originalität und Leidenschaft setzen. Doch es existiert auch die andere Seite. Ein Büroambiente wertet auf. Nicht wenige Künstler lassen sich in solch einem Raum fotografieren, anstatt in einem farbbesudelten Atelier. Statt Pinsel und Farbeimer wählen einige lieber Tacker und Büromaterial. Statt eines schmutzigen Atelierbodens lieber einen Büroschreibtisch. Verstärkt seit der Nachkriegszeit wissen einige Künstler die geordneten, repräsentativen Bürostrukturen für sich zu inszenieren, da das Büro als Schaltfläche und Organisationszentrale mit einer Aura der Macht, der Strategie, der Aktivität und des Einfluss-Nehmens verbunden ist. Tatsächlich existieren auch in der Kunstwelt essentielle Komplexe: Die Angst als Träumer, als Weltfremder, als Politik-Idiot und als Einflussloser abgetan zu werden. Auch viele jüngere und insgeheim unsichere Künstler wünschen sich, dass selbstbewusste Büroarbeiter sie zu souveränen, agilen und potenten Verhandlungspartnern reifen lassen. So wird der Büroraum zur künstlerischen Schaltzentrale umfunktioniert.“ […]

In kürzerer Fassung findet sich mein Vortrag auf LabK.

Weiterlesen:    https://www.labk.nrw/diskutieren/aktuelles-2/