Katalogtext für Michael Müller

Distanz Verlag / Sammlung Wemhöner / Essay „Zwischen Verführung und Widerstand“

EInleitung:

„Das erste, was ich mir zu Michael Müller aufschrieb war, dass er den Begriff ‚nicht-gegenständlich‘ dem Begriff ‚abstrakt‘ vorzieht, wenn man seine Malerei beschreiben will. Darunter notierte ich, dass er seine Bilder in die konzeptuelle Kunst verordnet, aber ohne die konzeptuelle Ästhetik. Eine künstlerische Handschrift und den Geniestatus der abstrakten expressionistischen Malerei lehnt er ebenfalls ab. Reine Konzeptkunst also?

Als ich mit ihm sprach kamen jedoch ganz andere Notizen hinzu, die die vorherigen aber nicht annullieren sollten. Er sprach von Fingermalerei, von Haut- und Fleischtönen, von der Suchtkapazität beim Malen und einer Abwehrhaltung zum eigenen Bild. Das klang persönlich, intim und sinnlich. Das nicht gegenständliche Bild sei für ihn ein autonomer Körper und daher viel gegenständlicher als ein figurativ gegenständliches Bild. „Fühlen“ spiele eine Rolle, zwar haben Gefühle auch die Problematik einer Unfassbarkeit, aber wenn man einen Körper, wie einen Apfel, erfühlt, geht es doch um sehr konkrete Erkenntnisse.

Wie greift man die Malerei von Michael Müller in diesen konträren Polen? Trickst er vielleicht sich selbst aus? Spielt er mit kunsthistorischen Interpretationsmodellen? Um beides zusammenzubringen, muss ich die Metaebene verlassen und mich dem konkreten Fall, der einzelnen Malerei, widmen. “ (…)