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Im art art Museum findet statt, was von anderen Institutionen und Künstlern kaum genehmigt würde.
Alles wird möglich: Wunschleihgaben, schonungslose Hängungen, fragwürdige Experimente. Die Künstlerin und art-art-Museumsdirektorin Larissa Kikol diskutiert jede Ausstellung mit einem speziellen Gast.
Folge 1:
PASTE
Gast: Wolfgang Ullrich, Kunsthistoriker
„Larissa Kikol: Wolfgang Ullrich, ich wollte
Ihnen eigentlich eine Führung geben, doch
ich fühle mich zu leer. Es waren zu viele
Streifen in letzter Zeit, meine Erkenntnisse
sind alle nicht mehr vorhanden. Können Sie
hier einspringen?
Wolfgang Ullrich: Das klingt ja geradezu
dramatisch. Oder haben Sie sich
vielleicht mit Ihrem kuratorischen Konzept
überfordert? Das scheint ja sehr unorthodox
zu sein. So gehen Sie in Ihrer
Ausstellung weder chronologisch vor,
noch unterscheiden Sie eigens zwischen
verschiedenen Typen von Streifenbildern.
Und auch in ästhetischer Hinsicht
gibt es keine wirkliche Ordnung. Gut, im zweiten Stock sind Bilder mit breiteren Streifen,
im 1. Stock dominieren die horizontalen,
schmalen Streifen und im Erdgeschoss
sind überwiegend kleinere Werke mit
vertikalen Streifen. Störfaktoren gibt es
aber immer wieder.
Die beiden Werke von Barnett Newman
stehen auf dem Boden, an andere
angelehnt. Nicht nur versicherungstechnisch,
auch kuratorisch ist das eine Katastrophe
LK: Das stimmt. Ich habe auch gar keine Versicherung
bekommen. Es wurde lange verhandelt,
es wurden Pakete geschnürt, ich
hatte sogar eine Gruppe aus russischen
Restauratoren, die anboten, den Newman
umsonst zu restaurieren, aber es brachte
nichts. Die gesamte Ausstellung ist unversichert.
WU: Ich will gar nicht wissen, wie Sie die
Leihgeber dann überzeugen konnten…
Denn auch sonst besteht Ihr gesamtes
Konzept ja aus einer langen Kette von
No-Gos. Wie dicht haben Sie denn etwa
alles gehängt!? Im Erdgeschoss grenzen
die Werke sich überhaupt nicht voneinander
ab. Und um kunsthistorische Kategorien
scheren Sie sich ebenfalls nicht.
LK: Mein Auswahlkriterium war Sauberkeit.
Absolut keine künstlerische Handschrift,
also keine Gesten bitte, keine Subjekte.
Alle sind ernst. Wir haben es hier mit sehr
ernster Kunst zu tun. Darum ging’s auch.
Beim sauberen Linienziehen muss man
sich konzentrieren. Man darf nicht lachen
oder husten. Es hat sich hier wirklich jeder
Mühe gegeben.
…“
Zum ganzen Gespräch und zu weiteren Ausstellungsansichten: