Kunstforum International /
Seit Jahrzehnten zählt Erwin Wurm zu den bedeutendsten Bildhauern der Gegenwart. Viele seiner Werkserien sind bereits im Kanon der Kunstgeschichte aufgenommen, wie die One Minute Sculptures, die fetten Häuser und Autos. Es geht um Humor, aber das ist nur ein Aspekt. Tatsächlich arbeitet sich
Erwin Wurm an grundlegenden und klassischen
Skulpturenfragen ab sowie an einer psychologischen
Bildhauerei. Dazu zählen auch seine neuen, dünneren
Körper, sowie seit kurzem die Malerei.
Erwin Wurm: Wow, du bist ja richtig schwanger.
Gratuliere.
Larissa Kikol: Vielen Dank! Es ist noch ein Monat
bis zur Geburt. Ich fühle mich jetzt auch mehr als
Form, als wie ein Körper. Mein Zustand passt sehr
gut zu deinen Arbeiten. Bildhauerische Praxen wie
das Zunehmen und das Volumen und Konturen verändern,
erlebe ich jetzt auch an mir. Auch von Innen
kommen im Bauch neue Formen an die Oberfläche.
EW: Mich beschäftigen ja seit Anfang an zwei Aspekte:
Einmal der Begriff des Skulpturalen. Was ist
das Skulpturale? Was kann das Skulpturale? Kann
ich die Welt durch das Skulpturale erfahren und
wahrnehmen? Oder eben nicht? Der zweite Aspekt
ist unsere Welt und das Soziale. So waren auch bereits
meine ersten bildhauerischen Themen das Zunehmen
und das Wegnehmen von Volumen. Wie formt
man Veränderung? Denn das ist es, was skulpturale
Arbeit ausmacht. Mir wurde bewusst, dass wenn
wir zunehmen oder abnehmen, wir nichts anderes
machen als eine bildhauerische Formerfahrung. Wir
sind sozusagen die ersten Skulpturen, mit denen wir
zu tun haben. Außerdem wurde mir auch schnell
klar, dass Formzunahmen und Formabnahmen Verschiebung
von Inhalten bedeuten. Dich liest man
jetzt zum Beispiel auch anders. Gut, das ist jetzt speziell
zustandsbedingt. Aber es entstehen ja immer
auch andere inhaltliche Bilder durch die Form.
Zum ganzen Gespräch: https://www.kunstforum.de/artikel/erwin-wurm-10/