Katalogtext /
„Schwebende Schwere – Der Körper im Vorhang“ /
Einleitung:
Selten weiß der Betrachter von Kunst, wie das verwendete Material sich auf der eigenen Haut anfühlt. Denn im Alltag kommt der Körper nicht oft in Berührung mit Bestandteilen von Skulpturen, auch wenn ihre Materialen öfters aus dem alltäglichen Leben stammen. Bei Rita Kannes Arbeiten ist das anders. Sie verwendet Tür- und Terrassenvorhänge, durch die die meisten schon einmal hindurchgegangen sind. Vielleicht bei den Großeltern oder Eltern, vielleicht im Sommer, in Ferienwohnungen, vielleicht zu Hause oder beim Camping. Und man erinnert sich daran, wie die langen Fäden einen noch ein paar Schritte begleiten, auf der Haut und in den Haaren hängen, bevor sie sich wieder ablösen und in ihren ursprünglichen Zustand zurückfallen, manchmal mit Geräuschen, die im Ohr noch einmal die eigene Aktivität, das eigene Gehen bestätigen. Manchmal sind sie schön, dann gefallen die Farbe, die Perle oder ihr Spiel im leichten Durchzug. Auf jeden Fall nimmt man sie wahr, sie führen ein bewegtes Eigenleben im Haushalt mit ihren Bewohnern. Bei Rita Kanne machen diese Vorhänge eine Hauptressource an künstlerischem Material aus, die vielen Objekten ihre Form geben. Zum Beispiel geflochten, gewebt oder in mehreren Reihen hintereinander aufgehängt. Dabei scheinen sie ihre Haptik und ihre Eigenschaften immer wieder zu verändern.