Interview Daisy Parris

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Ein Ausschnitt:

Den Stil der Britin Daisy Parris könnte man als „schmutzigen Impressionismus“ bezeichnen. Das macht sie zu einer der aufregendsten Positionen der aktuellen abstrakten Malerei. Wir haben mit ihr über Lieblingsfarben und Gefühl in der Kunst gesprochen

Die englische Malerin Daisy Parris ist eine der spannendsten jungen abstrakten Malerinnen. Ihre Bilder sind ausdrucksstark und leidenschaftlich. Ein schwerer Pinselstrich, viele Rosatöne und handgeschriebene Textpassagen tragen zu ihrem Wiedererkennungswert bei. Werke der 1993 geborenen Künstlerin sind derzeit in der Galerie Hauser und Wirth zu sehen: Die Gruppenausstellung „Present Tense“ in Somerset präsentiert noch bis Ende April aufstrebende Talente aus England.
 

Daisy Parris, wenn man Ihren Namen hört, denkt man auch an bestimmte Farben.

Farbe ist definitiv der Weg in meine Arbeit, und ich untersuche oft, wie bestimmte Farben miteinander interagieren. Rosa ist eine meiner Lieblingsfarben, Rot und Rosa gehören zu meinen Lieblingskombinationen. Diese kann wie eine Gebärmutter wirken, tröstlich und warm, aber auch unangenehm, da sie Bilder von Gewalt und Brutalität hervorruft.

Wie sind Sie zur abstrakten Malerei gekommen? 

Ich habe schon als Teenager angefangen, figurativ zu malen. Als ich an die Universität ging, löste ich mich langsam von der Porträtmalerei und begann, mit der Bildhauerei zu arbeiten, während ich mich auch mit Farben beschäftigte und mit Malerei und Installationen herumspielte. Ich begann, viel über Raum und Textur zu verstehen. Wenn ich zurückblicke, bin ich überrascht, wie minimalistisch meine Arbeit geworden ist, und ich glaube nicht, dass es jemals wieder so sein wird, aber die Dinge, die ich über Farbe und Raum gelernt habe, beeinflussen meine Arbeit bis heute. 

Lassen Sie uns über Ihren Pinselstrich sprechen. Er erinnert mich ein wenig an Joan Mitchell, nur mit mehr Dschungel. Oder an schmutzige Impressionisten. Oder Expressionismus im Regenwald. Viele lange, dichte Pinselstriche, die wie ein Regenschauer auf die Leinwand prasseln. Woher kommt dieser Gestus? 

Ich mag die Beschreibung „schmutzige Impressionisten“. Der nach unten gerichtete Pinselstrich in meinen Bildern ist direkt von Francis Bacon beeinflusst. Ich denke, dass es in meiner Malerei schon immer eine Abwärtsrichtung gab, aber ich hoffe auch, dem zu widersprechen, indem ich Pinselstriche verwende, die die Leinwand aus jedem Winkel angreifen. In letzter Zeit habe ich Veränderungen bei mir bemerkt; einige leichtere Bewegungen sind zu beobachten. Ich ertappe mich dabei, wie ich mich an den zartesten, kompliziertesten Details abmühe, neben schmutzigen, knorrigen Pinselstrichen. Ich liebe es, beides nebeneinander zu haben, um gegensätzliche Momente von Reibung und Zärtlichkeit zu schaffen. 

Ein Thema, mehr als ein Motiv, des Impressionismus war die Vergänglichkeit. Licht, Farbe, Schatten und Bewegung bildeten einen kurzen, momentanen visuellen Eindruck, der von der impressionistischen Malerei eingefangen werden sollte. Eine Sekunde vorher und eine Sekunde nachher hätte die Welt ganz anders wahrgenommen werden können. Die Vergänglichkeit des Augenblicks war das berauschende visuelle Erlebnis. Parris‘ Bilder wirken nicht flüchtig. Bewegt, ja. Aber sie sind kein momentaner Eindruck. Natürlich könnten die Striche wandern, woanders hingehen, weiter in andere Farben übergehen. Oder sich wieder reinwaschen. Aber beispielsweise in „A Storm The Night You Went“ sind andere Eindrücke, wie die dunkelroten in der Mitte des Bildes, fester verankert. Und auch die Striche sind beweglich, aber entschieden. Sie sind nicht das Produkt eines zufälligen Lichteinfalls. Sie bilden nicht die Oberfläche von Gegenständen wie impressionistische Sonnenschirme oder Bäume, die sich je nach Kontext, Nacht oder Tag, Wetter und Wahrnehmung wieder verändern können. Bei Parris sind sie selbst das Objekt, die Essenz. Und damit sind sie keine flüchtige Oberflächenreflexion. 

zum ganzen Interview: https://www.monopol-magazin.de/interview%20daisy-parris-punk-ist-nicht-tot-abstrakte-malerei-ist-nicht-tot